Lesen
An dieser Stelle stelle ich einige Bücher vor, die mir besonders gefallen haben. Teilweise sind es Neuerscheinungen, teilweise Bücher, die es wiederzuentdecken gilt.
links: Livreria Lello in Porto
Jennifer Clement: Gun Love, Roman. Suhrkamp tb 2018, 251 Seiten
Irgendwo in Florida: Die 14jährige Pearl und ihre Mutter leben in einem Pickup am Rande eines Trailerparks. Der "heilen" Welt im Auto steht die waffenstrotzende Umgebung gegenüber, in der auf alles geschossen wird, was sich bewegt. Die Bewohner des Trailerparks sind die Loser des amerikanischen Traums: Da ist der versehrte Vietnam-Veteran, die Biologielehrerin, die die Arztrechnungen nicht zahlen konnte oder der Priester, der Drive-in-Gebete anbietet und nebenher mit Waffen handelt. Jennifer Clement erzählt den Alltag von Pearl in einer wunderbar poetischen Sprache und eindringlichen Bildern. Obwohl vordergründig keine "action" passiert, liest man die Geschichte in einem Zug durch.
Samanta Schweblin: Die Wahrheit über die Zukunft. Erzählungen. Suhrkamp Verlag 2010, 130 Seiten.
Diese argentinische Autorin verdient es, in Deutschland bekannter zu werden. Bisher gibt es zwei Bände mit Erzählungen sowie zwei kurze Romane, leider alle nicht als tb erhältlich. Die Geschichten der Autorin sind wie eine Kreuzung aus "Warten auf Godot" und Kafkas "Schloss". Reales und Surreales vermischen sich ständig. Da geht es z.B. um die Aufnahmeprüfung für Profikiller, oder den Mann, der sich von seiner Mutter lösen will, indem er sich in einem Spielzeugladen versteckt. Oder die Teenagerin, die offenbar kleine Vögel verspeist. Es sind keine effekthascherischen Stories, die die Autorin erzählt, sondern gekonnte Beobachtungen menschlicher Sehnsüchte und Verhaltensweisen, die in phantastische Welten abgleiten.
Joseph O'Neill: Guter Ärger. Stories
Rowohlt Verlag 2021, 173 Seiten
Dichter streiten sich, ob sie an einer Edward Snowden Petition teilnehmen sollen. Ein Mann findet niemand, der ihm ein Leumundzeugnis ausstellen will. Ein anderer reist zur Hochzeit eines ehemaligen Collegekollegen nach Mailand. Niemand redet mit ihm. Also redet er mit einer Gans.
O'Neills scheinbar unspektakuläre Stories richten einen scharfen Blick auf unsere Lebensweise im 21. Jahrhundert. Sie sind verblüffend, hintergründig und sprachlich brillant.
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